Montag, 11. September 2017
Wir wollten Abenteuer - und bekamen es
Nachdem wir gestern doch zu viel Sonne bekommen haben, stand heute ein Ausflug auf dem Plan. Wir waren dank Jetlag doch wieder etwas früher auf den Beinen. Wir wurden von Sonnenschein geweckt und haben beschlossen, heute mal einen Ausflug zu machen. Immerhin wollten wir auch mal etwas Abenteuerliches erleben und nicht nur im Resort rumhängen.

Also kurz ein paar Sachen gepackt und ab ging es in den Linksverkehr. Sebi hat sich nach kurzer Zeit dann doch ganz gut zurecht gefunden und wir haben es an der Küste entlang durch Montego Bay geschafft.



Allerdings sah nichts in dem Ort so richtig einladend aus, so dass wir nicht angehalten haben. Wir sind dann direkt den Berg hoch zum ersten Ziel - dem Rockland's Bird Sanctuary. Der Weg dahin war schon etwas gruselig, es gab keine wirklichen Schilder und je weiter weg man von den größeren Orten kommt, desto ärmer wird die Gegend. Aber da das Bird Sanctuary nur 6 km von unserem Hotel entfernt war, sind wir gut durchgekommen. Hierbei handelt es sich um einen sehr schönen Rückzugsort für sämtliche Vögel, die es hier auf der Insel gibt.



Überall hing Obst an den Bäumen und Trinkflaschen für die Tiere. Es war ein sehr friedlicher Ort mit vielen Vogelgeräuschen.



Da wir die einzigen Gäste waren und es auch nicht so aussah, dass dort oft Leute ihren Weg hinfinden, hat sich der einzige Angestellte sehr viel Zeit für uns genommen. Wir haben platzgenommen und er hat uns einiges an Vogelfutter und kleinen Flaschen gefüllt mit einer Zuckerlösung gegeben, was die Kolibris sehr lieben. Während wir also ruhig sitzend auf die ersten Vögel gewartet haben, sind wir ins Gespräch gekommen. Der Angestellte wohnt in der Straße zum Bird Sanctuary und hat den Ort nicht oft verlassen. Er besitzt kein Auto und hat daher auch von der Insel nicht viel gesehen. Schon als kleines Kind ist er von der Gründerin des Bird Sanctuary angestellt worden und hat von ihr alles gelernt. Seit die ältere Dame vor ein paar Jahren nach einem Hüftbruch gestorben ist, kümmert er sich allein um die Tiere. Die Eintrittsgelder gehen an die Grundstückseigentümer und er lebt von dem spärlichen Gehalt.

Während wir uns unterhalten haben, kamen die ersten Vögel neugierig zu uns.



Und nach kurzer Zeit hatten wir dann das große Glück, dass sich auch die scheuen Kolibris zu uns getraut haben. Sowohl Sebi als auch ich hatten jeder mehrfach Kolibris auf unserem Finger und haben die süßen Vögel mit der Zuckerlösung gefüttert.





Nach 1,5 Stunden kam dann die erste kurze Überraschung. In unserem Reiseführer stand, dass der Eintrittspreis 10 Dollar sein sollte. Er sagte dann zu uns, dass es 20 Dollar kostet. Da wir ihn sehr mochten und er uns viel über die Vögel und Pflanzen erzählt hat, wollten wir ihm auch 20 Dollar Trinkgeld geben. Also haben wir 40 Dollar rausgesucht und gesagt, dass die zweiten 20 Dollar für ihn sind. Er sagte daraufhin, dass es wohl 20 Dollar pro Person Eintritt kosten würde und somit waren wir nach dem Raussuchen der 20 Dollar Trinkgeld schon die ersten 60 Dollar los. Für ein doch relativ armes Dritte-Welt-Land kam uns das doch schon sehr heftig vor. Aber wir hatten eine schöne Zeit und es war sehr liebevoll eingerichtet, so dass es ok war.

Im Anschluss haben wir uns vorgenommen, dass wir zu den nahegelegenen Wasserfällen fahren wollten. Der Weg dahin war relativ schnell ganz anders zu den Hauptstraßen an der Küste.



Es waren kaum geteerte Straßen und diese bestanden mehr aus Schlaglöchern als aus befahrbarem Material. Je weiter wir die Straßen in die Wildniss und die Berge gefahren sind, desto ärmer wurde es. Wir haben überall Hütten und Baracken gesehen, davor ein paar Ziegen und streunernde Hunde und Wäsche auf Leinen aufgehangen. Andere Autos gab es fast nicht und wir waren die einzigen Weißen, die dort langgefahren sind.



Wir sind öfter auch Fußgängern begegnet, die irritierenderweise alle eine Machete in der Hand hatten. Das war schon etwas beunruhigend. Wir wurden von jedem begrüßt und irgendwie angesprochen. Ein paar Mal hat man uns gebeten, das Fenster runterzukurbeln und man wollte wissen wo wir hinwollen und ob es uns gut geht. Auch "Ganja", also das hier eigentlich auch illegale Marihuana wurde uns mehrfach angeboten. Wir haben immer gesagt, dass wir zu den Mayfield Wasserfällen wollten und uns wurde immer versichert, dass wir richtig seien. Irgendwann, nach mehr als einer Stunde im Dschungel, kam dann ein junger Mann mit seinem Motorrad auf uns zu. Er hat uns gesagt, dass einer seiner Freunde ihn informiert hat, dass wir auf der Suche nach den Wasserfällen sind und dass er uns gern hinbringen könne. Wir sollten ihm folgen. Er hatte eine Karte von den Wasserfällen bei und war sehr freundlich, also sind wir ihm hinterher gefahren.



Nach einer halben Stunde waren wir dann endlich bei den Wasserfällen angekommen und ziemlich fertig. Die Strecke war nicht ohne gewesen und unser Guide hat uns auch mitgeteilt, dass dies die schlechteste Straße zu den Wasserfällen sei.

Dort angekommen sind wir in eine Ansammlung aus Hütten geführt worden und man wollte erstmal 20 Dollar pro Person Eintritt für die Wasserfälle. Irgendwie ist 20 Dollar hier wohl allgemein ein Preis für alles mögliche, zumindest wenn weiße Touristen kommen. Uns wurde auch Essen angeboten, welches wir nach der geführten Tour durch die Wasserfälle bekommen würden. Das Essen hat weitere 30 Dollar gekostet aber da es keine Alternativen gab, haben wir angenommen. Uns wurde ein Guide zugeteilt und nachdem wir uns umgezogen haben, ging es los.

Man klettert die verschiedenen kleineren und größeren Wasserfälle hinauf und es war herrlich. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und die Wanderung durch das kühle Nass war nach der abenteuerlichen Autofahrt eine tolle Abwechslung.





Es gab auch Höhlen unter einigen Wasserfällen in die wir reingeschwommen sind. Dank unseres Guides ist uns nichts passiert, denn es war teilweise schon ein ziemlich reißender Wasserlauf. Wir sind dank der guten Wasser-Schuhe heil oben angekommen.



Zurück zum Camp ging es dann parallel zum Fluß durch den Dschungel





Unser Guide hat uns noch einiges über die Vegetation erzählt und ein paar Pflanzen probieren lassen. Am Ende der Tour hat er uns dann offenbart, dass der Guide nicht im Eintrittspreis inkludiert sei und er ja hiervon leben müsse und sich über unsere Anerkennung freuen würde. Also haben wir ihm auch die üblichen 20 Dollar gegeben. Er sagte uns dann, dass er uns gern den besseren Weg zurück nach Montego Bay zeigen könne. Da er dafür aber andeutete, nochmal Geld zu wollen, haben wir erstmal dankend abgelehnt.

Im Camp angekommen gab es dann unser Essen, welches auch wirklich sehr lecker war. Der Hunger hat sich nach dem hinter uns liegenden Abenteuer auch deutlich bemerkbar gemacht. Zum Essen gab es ein kühles Bier und für Sebi ein Red Bull. Dass die Getränke dann auch wieder 10 Dollar gekostet haben, war dann keine Überraschung mehr. Begleitet wurde unser Essen von zwei streunenden Hunden, einer Katze und einem Hahn, aber keiner hat was abbekommen.

Nach der Erfrischung und Stärkung und ein paar hilfreichen Tipps, wie wir besser nach Hause kommen, sind wir dann zum Auto. Unser Guide folgte uns und wollte weiterhin den Weg zeigen. Wir haben nochmal nett Danke gesagt und abgelehnt, woraufhin er deutlich beleidigt von dannen zog.

Wir fuhren los in die Richtung, die man uns beim Essen genannt hat. Da es nicht viele Straßen gibt, gab es auch zunächst wenig Alternativen. In einem Ort gab es dann aber doch eine Abzweigung und ein paar Einheimische haben uns gesagt, dass wir wohl den falschen Abzweig genommen haben. Also wieder zurück und an der Kreuzung wartete dann schon unser Guide, der uns mit einem 'hab ich euch ja gesagt aber ihr wolltet ja nicht hören' begrüßte. Wir haben ihn dann nochmal gefragt, wo wir lang müssten. Er wollte erneut Geld und Sebi hat ihm 5 Dollar angeboten. Das hat er abgelehnt und uns ausgelacht und gesagt, dass Sprit teuer sei und er würde ja voraus fahren und uns führen, denn erklären könne man den Weg nicht. Er bestand auf 25 Dollar, die wir ihm dann wohl oder übel geben mussten. Nun, er hat uns dann mit einem deutlichen Umweg auf gut geteerte Straßen nach ca. 20 Minuten bis zu einer Kreuzung gebracht, die uns dann wieder auf eine ausgeschilderte Straße führte. Dort trennte er sich von uns - 20 Minuten Fahrt für 25 Dollar war sicher nicht sein schlechtestes Geschäft. Aber am Ende des Tages haben wir es heil und sicher wieder in unser Hotel geschafft und auch wenn der Tag deutlich teurer war als man ahnen konnte, hatten wir ein paar tolle Stunden hinter uns.

Im Hotel haben wir dann nochmal kurz im Meer gebadet und den Sonnenuntergang angesehen.





Nach dem Abendessen sind wir jetzt aber doch ganz schön müde und lassen das Abendprogramm heute weg.

Morgen geht es dann in die nächste Unterkunft. Wir haben aus dem heutigen Abendteuer gelernt, dass man vielleicht nicht jede Straße nehmen sollte, auch wenn sie in einer Karte eingezeichnet ist. Auch kostet alles, was Touristen gern sehen möchten, verhältnismäßig sehr viel Geld. Obwohl dies ein sehr armes Land ist, wird an den Touristen eben doch viel verdient.