Sebi's Glückstag
Vorab möchte ich mich entschuldigen, dass der gestrige Blog erst heute kommt. Ich bin gestern leider bei der Vorauswahl der Bilder eingeschlafen und zur Strafe seit kurz vor 6 Uhr wach. Dafür sitze ich jetzt beim Morgengrauen auf unserem Balkon, habe mir schon einen Kaffee gebrüht und höre dem Meeresrauschen zu, während ich das hier schreibe.

Gestern morgen ist Sebi aufgewacht und war voller Vorfreude, da wir dem Baumhaus endlich den Rücken kehren können. Ich muss sagen, dass es mir außerordentlich gut gefallen hat, aber Sebi's Scheu vor allem was da kreucht und fleucht war doch zu groß, als dass er erholsam schlafen konnte.

Gern möchte ich an dieser Stelle noch eine kleine Kurzgeschichte einbauen. Wie wir schon mehrfach erwähnten, sind die Menschen nahezu alle sehr über so entdeckerfreudige Touristen wie wir sie sind froh und dankbar. Fast keiner der Jamaikaner hat all die Orte selbst gesehen, die wir hier erkundet haben. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie keine Autos haben und es sich auch sonst nicht leisten können, viel zu reisen. Bei unserem ersten Abendessen im Great Huts, also bei dem Baumhaus, hatten wir eine sehr nette und junge Kellnerin. Da wir die einzigen Gäste waren, haben wir ein langes und lustiges Gespräch mit ihr geführt. Genaugenommen hat Sherika, so heißt die 25 jährige Kellnerin, bis 23 Uhr mit uns gequatscht. Auch sie besitzt kein Auto, hat aber ein Studium im Tourismus Bereich gemacht. Seit dem jobt sie. Sie ist alleinerziehende Mutter einer zweijährigen Tochter und lebt gemeinsam mit ihrer Schwester und deren 4 jähriger Tochter in einem kleinen Haus, welches sie selbst weiter ausbauen und instandsetzen. Es ist sicher generell schwer, als alleinerziehende Mutter die nebenbei Geld verdienen muss, ein Kind großzuziehen. Aber wenn man die dazu noch schwierigen Lebensumstände hier in Jamaika sieht, kann man sich vorstellen, wie schwer es hier sein muss. Sie verwendet zum Beispiel für den Hausbau verschiedenen Materialien, da es hier sowohl Hurrikans gibt (dagegen helfen Wände aus Stein) aber eben auch Erdbeben (da will man lieber leichtere Wände aus Holz oder Blech haben). Das war für uns alles sehr interessant zu erfahren. Als Sherika dann erzählte, dass die 4 Mädels gern kleine Schmink-Partys veranstalten, da die kleinen Mädchen sich gern schminken, habe ich am nächsten Morgen meinen knall-pinken Lipgloss mitgebracht und Sherika geschenkt. Die Freude darüber war sehr groß und sie hat mir am zweiten Morgen gleich berichtet, dass sich ihre kleine Tochter wirklich sehr über dieses Geschenk gefreut hat. So kann man auch ohne die berühmten "20 Dollar" ein strahlendes Lächeln und Freude in die Herzen der Menschen hier bringen.

Nun aber zurück zum gestrigen Tag.

Für gestern stand das angepriesene River Rafting auf dem Rio Grande auf dem Plan. Ich hatte darüber in meinem Buch gelesen aber Sebastian nur gesagt, dass wir ein River Rafting machen würden, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Nach dem Kofferpacken und Frühstück sind wir dann also in Richtung Ocho Rios immer am Meer entlang gefahren. Auch hier gab es wieder die üblichen Anblicke der mittlerweile überhaupt nicht mehr so gruselig wirkenden Ortschaften. Wir haben uns anscheinend daran gewöhnt, dass überall Menschen rumwuseln, auf der Straße laufen und Sachen verkaufen, dass man sich die Straße teilt mit freilaufenden Hunden, Ziegen oder Hühnern und dass viel Müll rumliegt.



Aber wir haben gestern den Beweis gefunden, dass der Müll auch mal abgeholt wird.



Nach knapp einer Stunde Fahrt kamen wir an die Mündung des Rio Grande, also des "großen Flusses" von wo aus die Rafting Touren starten. Wie immer wurden wir noch vor dem eigentlichen Parkplatz von verschiedenen Jamaikanern angehalten, die ihre Dienste angeboten haben. Wir haben uns dann für Trevor entschieden, der sich unseren individuellen Wünschen anpassen wollte, was die Rafting Tour betrifft (Dauer, Stops zum Schwimmen etc).

Mit Trevor ging es dann weiter per Auto zu der Stelle, wo er sein Boot für das Rafting versteckt. Schnell wurde klar, dass Sebastian unter Rafting die klassische Variante im Kopf hatte und dachte, dass ich schon wieder ein weiteres Abenteuer geplant hatte. Er war sehr dankbar zu erkennen, dass Rafting auf Jamaikanisch bedeutet, dass man auf einem Bambusfloß zu zweit ganz gemütlich auf dem Fluss entlang gleitet.



Und es war herrlich. Der Dschungel links und rechts von uns, im klaren kalten Wasser konnten wir Fische sehen und es gab viele Vögel, die auf Steinen am Ufer saßen. Schmetterlinge flogen hin und her und wir sind mit Trevor auf unserem Floß unter Lianen und an riesigen Bambus-Bäumen entlang geglittten.





Trevor hat ziemlich schnell geschnauft und geschwitzt, da es trotz allem noch sehr tropische 32 Grad waren. In einem Gespräch haben wir erfahren, dass Trevor bereits 54 Jahre alt ist und seit 27 Jahren Rafting mit seinem Floß anbietet. Für seine 54 Jahre war er sehr fit und durchtrainiert, was bei der schweren Floß-Arbeit auch kein Wunder ist.



Der Rio Grande hat je nach Saison manchmal richtig viel Wasser, dann fallen die Touren aber aus. Man hat die verschiedenen Wasserstände an den Steinen und Klippen am Ufer erkennen können.



An verschiedenen Stellen hat Trevor uns die Möglichkeit gegeben, ins kühle Nass zu springen und zu schwimmen.





Im Anschluss ging es in der Sonne den ruhigen Fluss entlang.







Irgendwann kamen wir an eine Stelle, an der das ruhige Wasser über viele Steine sprudelte. Hier sind wir abgestiegen und Sebi und Trevor haben unser Floß über diese Stelle gemeinsam geschoben.









Es wurde dann selbst Trevor zu warm und er hat sich dann ebenfalls kurz abgekühlt und ist schwimmen gegangen.





Wir sind dann an einer Stelle, die auch in unserem Reiseführer empfohlen war, vom Floß gestiegen und am Ufer bis zu einer Hütte gelaufen, die eine nette Dame namens Belinda dort aufgebaut hat. Hier kocht sie, wenn man Glück hat, hervorragende jamaikanische Gerichte und dazu gibt es kühle Getränke.

Trevor hat das Floß befestigt.



Wenn ich sage, dass Belinda kocht und Essen und Trinken anbietet, dann muss man nochmal erwähnen, dass wir weiterhin mitten in der Wildnis waren. Somit gab es keinen Strom und kochen sieht so aus.



Aber es war außerordentlich lecker. Sie hatte gestern einen Topf mit Schalentieren und einen mit Jerk Chicken, dazu einen Topf mit Reis und Bohnen sowie einen Topf mit Callaloo, was eine Art Spinat in der Karibik ist.



Sebi hat dann noch etwas von der selbstgemachten Hot Sauce auf sein Essen gegeben und war dann kurz vorm Feuerspuken. Es war sehr lecker, aber doch auch sehr scharf.

Gestärkt und erfrischt ging es dann weiter. Vom Berg, den Blue Mountains, kamen schon wieder die ersten Wolken, so dass wir schnell weiter Richtung Meer gefahren sind mit unserem Floß.



Trevor hat gefragt, ob Sebi auch mal eine Runde fahren möchte, was er gern gemacht hat. Es sah anfänglich noch etwas wackelig aus, da die Bambus-Stämme sehr lang und flexibel sind. Man muss also mit aufgestellten Füßen auf mehreren Stämmen gleichzeitig stehen, um festen Halt zu haben. Sebi hat dann sicher für 20 Minuten die Fahrt übernommen und im Zick Zack von Ufer zu Ufer den Weg Richtung Meer genommen. Je länger er dies tat, desto sicherer wurde er und desto gerader sind wir vorwärts gekommen.



Nach über 3 Stunden war unsere Fahrt vorbei und Sebi war sehr glücklich, dass Rafting auf Jamaikanisch doch deutlich ruhiger ist, als das bei uns bekannte Rafting.

Weiter ging es nach Ocho Rios, wo wir unser letztes Hotel bezogen haben. Wir sind zum Abschluss in eines der romantischsten Unterkünfte auf der Insel gezogen, wieder ein Resort, nur für Erwachsene, mit All Inklusive und allem sonstigen Schnick Schnack.

Wir haben eine Luxury Suite und Sebi kam aus dem Strahlen nicht mehr raus. Die Klimaanlage kühlte den Raum sehr gut runter, wir haben ein wunderschönes Badezimmer



ein riesiges sehr bequemes Bett



und einen Balkon mit Blick auf die Berge und aufs Meer.



Wir haben schnell geduscht und uns resorttauglich angezogen und sind an die erste Bar gegangen. Nach einem erfrischenden Rum-Cocktail (für Sebi waren es sogar gleich zwei) ging es dann auf eine knapp einstündige Führung durch das Resort. Es ist wirklich sehr sehr groß, hat zwei Strände, 3 Pools, verschiedene Bars und Restaurants, ein großes Angebot an Aktivitäten und so weiter. Highlight für die Amerikaner und Canadier dieses Resorts ist ein dritter Strand mit Pool, Bar und Restaurant der FKK ist.

Am Abend gab es dann auf der großen Wiese am Hauptstrand einen Jamaikanischen Abend mit Live Musik, vielen Essensständen und einem kleinen Markt.



Besonders schön war die zweite Band, die auf den in der Karibik bekannten Steel-Drums verschiedene bekannte Songs gespielt hat und dazu sehr rhythmisch getanzt und performt hat.

Ich persönlich finde das Resort an sich sehr schön angelegt, schöne Natur und ein großes Angebot an Dingen, die man hier tun und entdecken kann. So haben wir auch eine kleine Grotte mit natürlichem Quellwasser gezeigt bekommen, in der diese kleinen Fische schwimmen, die die Haut von den Füßen und vom Körper knabbern. Auch gibt es überall versteckte kleine Orte mit Hängematten, einem Whirlpool (wer auch immer heißes Wasser bei den Temperaturen braucht) und Liegemöglichkeiten. Dennoch muss ich sagen (und man kann das wahrscheinlich auch zwischen den Zeilen lesen), dass mir der Jamaikanische Spirit hier fehlt. Es ist alles da für das Entertainment der Gäste. Aber das Personal ist auf Distanz zu den Gästen und macht unemotional seinen Dienst. Gerade nach den vielen kleineren Unterkünften, bei denen wir so viele liebe nette Menschen getroffen haben mit denen wir uns sehr gut unterhalten konnten, ist das hier zwar nett, aber irgendwie auch schade. Allerdings werden wir auch hier das beste draus machen und das Angebot hier nutzen. Heute fahren wir erst noch einmal selbst an den hier um die Ecke befindlichen letzten Wasserfall dieser Reise. Im Anschluss haben wir am Nachmittag eine Runde Wasserski gebucht und freuen uns sehr darauf, in der Karibik Ski zu fahren.




iamfablis am 21.Sep 17  |  Permalink
Whew!
You are keeping so busy, I need a rest just from reading it! 🤣 Glad you're getring around and enjoying yourselves!