Donnerstag, 14. September 2017
Schulbank, Sandstrand, Sonnenuntergang
Wie ihr wisst, waren wir mal wieder früh auf. Nachdem wir den Blog geschrieben haben, den wir den Abend zuvor nicht mehr geschafft hatten, ging es dann erstmal zum Frühstücken. Ich war schon in der Nacht öfter wach und mir war flau im Magen, so dass wir uns zunächst jeder einen frisch gepressten Saft gegönnt haben.



Aber auch das Essen im Anschluss war super lecker und doch wieder viel zu viel.



Da wir so früh auf den Beinen waren, bin ich dann doch noch einmal ins Meer gesprungen und habe die Fische beobachtet. Man kann auf dem Bild vielleicht schon erkennen, wie braun ich mittlerweile geworden bin.



Das Meer war über Nacht aber doch ganz schön in Bewegung, so dass ich früh neben den vielen Fischen auch gleich 2 Quallen mit roten Ärmchen gesehen habe. Da wir vor den teils gefährlichen Quallen im Karibischen Meer gewarnt wurden, hatte ich dann nicht mehr ganz so viel Lust weiter zu Schnorcheln. Außerdem haben wir noch die Taschen packen müssen, denn heute hieß es wieder Abschied nehmen. Das Rockhouse war wunderbar und wir gehen nur ungern, aber das weiß man ja vorher nie so genau.

Wir haben, wie gestern schon angedeutet, heute Lust gehabt, die angebotene Tour zu der kurz vor der Einweihung stehenden neuen Schule, die mit Mitteln der Rockhouse Foundation gebaut wurde, mitzumachen. Da wir 10:30 Uhr die Taschen bereits gepackt hatten und sogar schon den kleinen Ausflug ins Meer hinter uns gebracht haben, sind wir zur vereinbarten Zeit an die Rezeption gegangen. Wir waren, mal wieder, die einzigen Touristen, die an dieser Tour teilnehmen wollten.

Der Bus war klimatisiert und wir sind mit einer jamaikanischen Angestellten und dem jamaikanischen Fahrer ins ca. 30 Minuten entfernte Savanna la Mar gefahren. Hier wird voraussichtlich in 1 Woche die neue S.I.I.A. Schule eröffnet.



Diese ist komplett aus Mitteln der Rockhouse Stiftung entstanden und es liegen 5 Jahre Planung, Geld einsammeln und Umsetzung hinter der Ideengebung. Die Schule ist in einem Problembezirk von Sav-la-Mar errichtet und soll vor allem Kindern mit Behinderungen die Möglichkeit zu Bildung verschaffen. Wir haben auf der halbstündigen Fahrt viele viele Fragen stellen können und einiges über das Bildungssystem in Jamaika gelernt. Mehr dazu gleich.

Zunächst kamen wir am Gelände der neuen Schule an und haben die bereits dort befindliche Nachbarschule gesehen. Es war eine große Überraschung. Die alte Schule ist keine Schule, so wie wir sie kennen, sondern nichts weiter als 2 Zelte ohne Wände, unter der die Kinder bei der enormen Hitze lernen.



Das alte Schulgebäude ist nach einem Sturm ohne Dach und einsturzgefährdet, so dass die Kinder seit längerem in diesem provisorischen Zelt unterrichtet werden müssen.



Wir haben gelernt, dass in Jamaika zwar Schulpflicht herrscht, aber Schule nicht umsonst ist. Neben dem Schulgeld muss auch einiges an finanziellen Mitteln für Schulkleidung, Essen, Bücher und vor allem den Schulweg aufgebracht werden. Daher kommt es nicht selten vor, dass die Kinder nur an 2 Tagen die Woche zur Schule gehen können. Für mehr reicht das Geld der Eltern eben nicht.

Doch auch wenn die Kids es zur Schule schaffen, heißt es nicht, dass die Bedinungen zum Lernen optimal sind. Üblicherweise sind 40-50 Kinder in einer Klasse. Lehrer verdienen hier ebenfalls nur rund 400 US-Dollar pro Monat und werden nicht weiter staatlich unterstütz. Lernschwache oder behinderte bzw. anderweitig eingeschränkte Kinder erfahren leider durch die großen Klassen keine gesonderte Aufmerksamkeit. In Jamaika gibt es Colleges, aber diese werden meist nur als Sprungbrett genutzt, um dann im Anschluss in den USA oder in England einen gut bezahlten Job zu finden und das Land zu verlassen.

Die S.I.I.A. Schule will nun einiges besser machen. Es gibt hier maximal 15 Kinder pro Klasse und die Klassen mit den Kindern, die Einschränkungen haben, sind mit 2 Lehrern und einer weiteren Betreuungsperson ausgestattet. Die neu gebaute Schule ist komplettt Barrierefrei. Es gibt einen Garten in dem die Kinder nicht nur lernen, wie man welche Pflanzen anpflanzt, sondern in dem auch die Pflanzen für das tägliche Mittagessen angebaut werden. Jeder Klassenraum hat eine eigene Toilette nebst Waschraum, was wohl eine Seltenheit in Jamaika ist.



Mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln ist noch nicht die ganze Schule fertig geworden. Die Gebäude stehen zwar bereits, aber der Ausbau einiger Klassenzimmer nimmt noch einiges an Zeit und vor allem Geld in Anspruch.



Dennoch haben alle aus der Region stammenden Arbeiter einen super Job gemacht. Die Gebäude haben eine sehr große Deckenhöhe, so dass eine gute Luftzirkulation entsteht unddie Räume fühlbar abkühlt. Es ist viel Glas verbaut worden, um den natürlichen Lichteinfall optimal zu nutzen. Es wurden ausschließlich lokale Hölzer verwendet, die größtenteils recycelt und liebevoll aufbereitet wurden. Uns wurde berichtet, dass beim Bau des Gebäudekomplexes auch einige Arbeiter aus unterschiedlichen Ghettos zusammenarbeiten mussten. Da gab es wohl auch mal Rivalitäten, aber das gemeinsame Arbeiten an einem so sinnvollen Zweck hat die persönlichen Streitereien in den Hintergrund gerückt.



Mit viel Liebe zum Detail ist etwas Schönes entstanden. Sogar die Höhe der Tische und Stühle sowie der Toiletten und Waschbecken ist auf die Größe der Kinder ausgerichtet. (Welche die Schule bereits ab dem Alter von 3 Jahren besuchen.)



Die Arbeiter haben sich namentlich ebenfalls verewigt und haben uns mit viel Stolz die Schule und das gesamte Projekt gezeigt und vorgestellt.



Gern haben wir auch etwas für diesen Zweck gespendet und sind anschließend weiter unserer Wege gezogen.

Zunächst ging es an den angeblich schönsten Strand Jamaikas, den 7-Mile-Beach. Darunter versteht man 11 km reinen Sandstrand aus weißem Sand und türkisem Meer. Da weite Teile des Strandes von Resorts und Hotels belegt sind, haben wir von der Rezeption noch den Tipp bekommen, wo man parken kann und gutes Essen bekommen.

Gesagt, getan - ab ging es ins Woodstock.



Hierunter versteht man eine nette Bar direkt am Strand mit dem typischen Jerk Food und kühlen, frischen Drinks.





Mir war weiterhin flau im Magen, so dass ich nur eine kleine Vorspeise hatte. Aber der frische Smoothie tat sehr gut und Sebi hat sein Fisch-Sandwich auch sehr gut geschmeckt. Wir saßen direkt mit Blick auf das türkise Meer und haben es uns gut gehen lasssen.



Im Anschluss sind wir noch ein paar Meter am Strand entlang spaziert.





Da es aber weiterhin eine brütende Hitze war, sind wir dann in das mit Klimaanlage versehene Auto gesprungen und schnell weitergefahren.

Es ging dann von Negril nach Treasure Beach. Die Fahrt hatte ein Highlight, welches wir euch nicht vorenthalten wollen. Während wir fuhren, sahen wir oben aus einem Haus einen Mann rausschauen, der sich nach einer der rumhängenden Stromkabel gestreckt hat. Das hat uns sehr verwundert.



Noch schräger wurde es, als wir erkannten, dass es sich hierbei nicht um ein stehendes, sondern um ein provisorisch aufgebocktes und mit dicken Holsstämmen beschwertes Haus auf Rädern handelte. Dieses fuhr dann auch noch auf der falschen Seite! (Beiden, bevor es sich für die Gegenrichtung entschied.) Das ist also Umziehen auf Jamaikanisch.



Gegen 16 Uhr waren wir dann bei unserer neuen Bleibe, dem Katamah Guesthouse in Treasure Beach. Hierbei handelt es sich irgendwie um eine liebevoll angelegte Touristen-Hippie-Kommune. Der Geruch von Gras liegt deutlich in der Luft und eigentlich lagen alle Bewohner nur tiefenentspannt auf ihren Liegen oder in Hängematten.

Wir haben hier ein kleines Apartment mit Terrasse, aber sehr zu Sebi's Leidwesen: ohne Klimanlage. Auf dem Bild hier seht ihr unser Auto (das einzige in dieser Kommune) und die überdachte Terrasse links davon ist unsere Bleibe für die nächsten zwei Tage.



Das Guesthouse ist aber direkt am Strand und hat eine offene gemeinschaftlich genutzte Küche und verschiedene kleine Rückzugsorte.



Wir wollten aber nicht einkaufen und selber kochen, so dass wir in das Jake's gefahren sind, eines der etwas besseren Häuser hier im Ort.



Die haben hier einen Pool und leckere Drinks, das war schon ganz schön.



Wir sind zunächst vor an den Strand und haben den Sonnenuntergang bei einem kühlen Drink abgewartet.





Im Anschluss haben wir im Restaurant etwas gegessen. Es war sensationell. Ich hatte Lamb-chops und Sebi hatte mit Knoblauch gebutterte Krabbe, beides gut gewürzt und unschlagbar lecker.





Der Blick auf den Pool war ebenfallls romantisch und nach dem Ausklingen des Abends versuchen wir jetzt, so ganz ohne Klimaanlage die Nacht bei vielleicht kühlen 26 Grad (noch sind es knapp 30 Grad) zu überstehen.

Wir berichten morgen, ob dies gelungen ist.
Gute Nacht.